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Sankt Peter Ording – Ebbe und Flut

Strandkörbe bei Sonnenaufgang Strandkörbe bei Sonnenaufgang – im Gezeitenstrom des Tourismus ist in Sankt Peter Ording gerade Ebbe.

Die Halbinsel Eiderstedt und Sankt Peter Ording im Besonderen sind zweifelsohne  Tourismus-Magnete und gleichzeitig zu großen Teilen auch geschützter Nationalpark für die vielen Pflanzen und Tiere im Wattenmeer. Dies ist ein Spagat, der nicht immer einfach zu vereinen ist. Wie Ebbe und Flut wechseln sich Leere und Fülle an Menschen an den Orten ab.

Sankt Peter Ording

Wie Ebbe und Flut wechseln sich leere Flächen und überfüllte Flecken ab. Wer früh morgens zum Sonnenaufgang am Ordinger Strand ist, erlebt eine schon fast meditative Stille am Strand. Die Fahrradständer, die tagsüber nahezu überlaufen sind, finden sich gänzlich leer. Lediglich wenige Menschen mit Hund, Kamera oder Joggingschuhen sind unterwegs. Ich genieße die Weite des Strandes und des Meeres. Bei ablaufendem Wasser staken Möwen durch die Priele und jagen Nahrung. Nur die Rufe der Silbermöwen und das Rauschen des Meeres sind zu hören. Das Meer hat hier sein Ursprüngliches. In diesen Momenten ist Sankt Peter-Ording auch am Kite- und Surfstrand wieder Natur pur.

Strandabschnitt Ording bei Sonnenaufgang - menschenleer Strandabschnitt Ording bei Sonnenaufgang – menschenleer am frühen Morgen. Sankt Peter Ording in der Ebbe.

Nur wenige Stunden später ist hier wieder Hochwasser; sowohl im Gezeitenstrom als auch im Menschenstrom. Wer gegen Mittag ans Wasser möchte, muss Slalom um die Strandmuscheln laufen und aufpassen, nicht in einem „Granatentrichter“ zu versinken. So kommt es mir jedenfalls vor, wenn ich an den ganzen Sandburgen und den „dazugehörigen“ Löchern vorbei muss. Manche Menschen befestigen ihren Liegebereich derart, dass ich mich regelrecht unwohl fühle. Was mag solche Menschen treiben? Zum Glück folgt der Menschenstrom ebenfalls der Logik der Gezeitenströme: Spätestens um 17 Uhr leert sich der Strand und um 20 Uhr sind dann nur noch wenige Zeitgenossen am Strand, die den Sonnenuntergang wirklich genießen und nicht mehr in der Sonne brutzeln wollen. Wer diese Zeit rustikaler erleben möchte, sitzt bereits bei Gosch.

Die Fahrradständer von Ording - menschenleer um sechs Uhr morgens Die Fahrradständer von Ording – menschenleer um sechs Uhr morgens
Volle Fahrradständer in Ording Die gleichen Fahrradständer zur Mittagszeit. Der Besucherstrom an Touristen auf dem Höchstpegel (Flut).

Sankt Peter Ording – Ortsteil Böhl

Der Strand in Böhl ist sehr weitläufig und flach – eine Mischung aus Sandstrand und Watt. Die drei obligatorischen Pfahlbauten (Restaurant, Strandwache und Toilette) stehen sehr dicht beim wenig fotogenen Parkplatz. Nur sehr wenige Strandkörbe sind in Böhl. Es ist eben nicht der für Sankt Peter Ording typische Sandstrand, den man aus dem Fernsehen kennt. Wer zum Baden ins Wasser möchte, muss zumindest bei Niedrigwasser ziemlich weit laufen, um an die Wasserkante zu kommen.

Vielleicht ist gerade diese Weitläufigkeit für die Menschen, die hier die Abendsonne genießen, so reizvoll. Über den trocken gefallenen Strand fahren Radfahrer und Eltern schieben die Kinderwagen an die Wasserkante. Überhaupt ist es nicht annähernd so voll wie an den Strandabschnitten von Ording oder Bad. Hier strahlt Sankt Peter Ording eine richtiggehende Ruhe und Gelassenheit aus.

Ich habe mich also für Motive entschieden, die die Weite des Watts zeigen und die Stimmung bei Sonnenuntergang einfangen. Manchmal half mir der Zufall, als z.B. zwei Radfahrer in die Aufnahme radelten und durch die Bewegungsunschärfe einen besonderen Reiz ausüben.

Sankt-Peter-Ording Böhl Pfahlbau Sonnenuntergang Pfahlbau in Sankt Peter-Ording, Strandabschnitt Böhl bei Sonnenuntergang und Mondaufgang. Zu der Zeit war Niedrigwasser und die Wasserkante weit vom Sandstrand entfernt.
Sankt-Peter-Ording Böhl Radfahrer am Strand Sonnenuntergang Mehr durch Zufall fuhren diese beiden Radfahrer durch das Bild. Die Bewegungsunschärfe des Motivs macht das Foto erst interessant.
Sankt-Peter-Ording Böhl Strandkörbe Strandkörbe in Sankt Peter-Ording, Böhl. Die Weitläufigkeit des Watts zeichnet diesen Strandabschnitt aus.

Sankt Peter Ording – Ortsteil Ording

Der Ortsteil Ording in Sankt Peter Ording beheimatet den wohl bekanntesten Strandabschnitt. Hier liegt die beliebte Strandbar 54° Nord oder die Silbermöwe. Auch das Wassersportcenter X-H20 ist hier ansässig. Bei gutem Wetter, also bei entsprechendem Wind, tummeln sich am Strand von Ording nicht nur die Badegäste, sondern auch die Kitesurfer. Nicht umsonst findet an diesem Strandabschnitt regelmäßig der Kite Surf World Cup statt. Dann treffen sich Surfbegeisterte am Strand bei Tag und Nacht. Menschenmäßig entspricht das einer kleineren Sturmflut. 🙂

Kitesurf Worldcup 2013 Sankt Peter-OrdingWenn keine Großveranstaltungen stattfinden, hat auch der Strandabschnitt Ording seinen Reiz in den Randzeiten, also sehr früh morgens oder spät am Abend. Dann trifft man entweder auf vereinzelte Jogger (morgens) oder wenige Spaziergänger (abends). Eine optimale Gelegenheit, sich selbst mit den Gezeiten zu befassen – diesmal mit denen der Natur. Jetzt lassen sich auch die Wattbewohner wie Strandkrabbe oder Wattwurm gut beobachten.

Charakteristisch für diesen Strandabschnitt sind auch die langen Stege zur Wasserkante. Der Ordinger Strand ist der wohl breiteste im ganzen Ort. Hier bieten sich tolle Motive und Eindrücke an.

Sonnenuntergang in Sankt-Peter-Ording Sonnenuntergang in Sankt Peter-Ording. Im Vordergrund die Holzstege zum Strand.
Bank am Strand von St. Peter-Ording bei Sonnenuntergang Bank am Strand von St. Peter-Ording bei Sonnenuntergang
Strandkorb am Strand von St. Peter-Ording an der Strandkorbgrenze Strandkorb am Strand von St. Peter-Ording an der Strandkorbgrenze. Danach ist die Flutzone.
Sonnenuntergang fotografieren Sonnenuntergang in Sankt Peter Ording. Die Engelsrutschen geben ein stimmungsvolles Bild mit den Pfahlbauten im Hintergrund.

Westerhever

Ich fahre mit dem Leihfahrrad von Sankt Peter-Ording nach Westerhever. Der Weg führt mich dabei durch das Tümlauer Koog. Schon bald wechsel ich von der Landseite auf die Seeseite. In der Ferne sehe ich den Leuchtturm Westerheversand – und nur wenige Menschen. Ebbe. Der Gezeitenstrom ist auch in Westerhever präsent.

Leuchtturm Westerhever - die Sonne ist aufgegangen

Und auch hier sind Parallelen zwischen Tidenhub und Menschenmassen zu beobachten: Das Wasser auf Westerheversand läuft nur einen knappen Meter auf. Manchmal so wenig, dass er kaum spürbar ist, der Tidenhub. So verhält es sich auch mit den Besuchern. Nur wenige Menschen verirren sich hierher. Diejenigen, die hier sind, sind das nicht zufällig. Sie wollen die Ruhe und die Weite des Wattenmeers genießen. Keiner baut eine Befestigung aus Sand auf – vielleicht auch mangels Sand? In den Morgen- und Abendstunden nimmt auch der Menschenstrom ab. Wer wie ich auch einmal zum Sonnenaufgang hierher kommt, findet nicht einmal mehr die Jogger oder Hundebesitzer vor. Alleine mit 150 Schafen und den rufenden Seevögeln; da kommt meditative Ruhe auf. So nahe war ich der Natur schon lange nicht mehr.

Ich setze mich auf mein Fahrrad und fahre durch das Tümlauer Koog auf der Seeseite wieder zurück nach Sankt Peter-Ording. Wieder ist diese Naturverbundenheit zu spüren. Ich kann jedem nur empfehlen, den Weg nach Westerhever mit dem Fahrrad zu machen. Mit zunehmender Nähe zu Sankt Peter Ording wird es wieder voller. Die Straße von Westerhever mündet in der Straße Norderdeich. Die Autos werden mehr und kaum 300 Meter weiter befindet sich der meist volle Strandparkplatz von Ording. Ich bin wieder in der Flut.