Probleme nur besprechen und nicht lösen macht krank
Die Stresskette im Körper
- Zunächst einmal empfängt unser Gehirn einen (negativen) Außenreiz.
- Sofort beginnt das Unterbewusstsein nach ähnlichen Situationen aus der Vergangenheit zu suchen und ruft diese aus dem Archiv ab. Dieser Vorgang wird uns in den wenigsten Fällen bewusst. Daniel Kahneman formuliert diese Assoziationskette wie folgt: „Eine Vorstellung, die aktiviert wurde, ruft nicht einfach nur eine andere Vorstellung wach. Sie aktiviert viele Vorstellungen, die ihrerseits weitere Vorstellungen evozieren. Außerdem werden nur einige wenige der aktivierten Vorstellungen bewusst registriert.“ (Schnelles Denken, langsames Denken, S.71)
- Nun wird es problematisch, denn die ähnlichen Situationen sind bei uns individuell mit Emotionen positiver wie negativer Art verkoppelt. Und auch diese Emotionen werden nun wieder ins Gedächtnis gerufen – und zwar unbemerkt.
- Die Emotionen sind mit dem damals wirksamen Hormonlevel, insbesondere bei Stressfaktoren mit Adrenalin verbunden. Das Gehirn schüttet nun wieder Stresshormone aus. Alleine die (unbewußte) Erinnerung reich aus.
- In Folge dessen fährt der Körper wieder auf Hochtouren: Die Herrzfrequenz und der Blutdruck steigen, die Organe werden entsprechend belastet. Das Immunsystem fährt runter.
- Die neue Erfahrung wird wiederum in das Gehirn-Archiv gespeichert, inkl. des Stresslevels und all der anderen negativen Emotionen.
Geteiltes Leid ist doppeltes Leid
Je mehr solcher negativer Erfahrungen man nun also macht, desto öfter belastet man seinen Körper. Es wäre also klüger und vor allem gesünder, seinem Mitmenschen den Frust zu ersparen und nicht einfach nur die Probleme bei anderen abzuladen. Aus Sicht de Lernpsychologie wird jede Minute, in der wir uns mit Sorgen, Problemen und Nöten beschäftigen, im Langzeitgedächtnis für immer gespeichert. Diese Erfahrungen werden in der oben genannten Assoziationskette immer wieder unbewußt abgerufen. Auf diese Weise baut sich ein Art „Negativspeicher“ mit zunehmendem Alter auf, der uns nach und nach in der Lebensqualität beeinträchtigt.
Lösungsorientierte Kommunikation hält gesund
Die Frage ist nun, wie man diese Stresskette sinnvoll unterbricht. Die Antwort darauf lautet, so Bittner, lösungsorientierte Kommunikation und lösungsorientiertes Denken. Das beginnt bei einem selbst und geht durchaus auch mit einer Änderung der Einstellungen einher und lässt sich auch in der Praxis mit anderen (z.B. im Berufsleben) schnell umsetzen. Die folgenden Stufen lösungsorientierten Denkens wurden von Dr. Bittner und PointConsulting entworfen und ich möchte diese einmal kurz vorstellen.
Lösungsorientierung beginnt im Kopf
Der Mensch ist von der Evolution darauf getrimmt, schnell Gefahren zu erkennen. „Säbelzahntiger? Schnell weglaufen! Adrenalin in den Körper und los geht’s!“ Das Gehirn sucht aus Überlebenstrieb die Dinge, die gefährlich werden könnten und bewertet daher häufig die Umwelt nach negativen Aspekten.
Daher ist es nun empfehlenswert, diese Automatik im Kopf durch bewusstes Gegendenken umzulenken. Anstatt also nach dem Negativen einer Situation zu suchen, sollte mit einer sachlichen Analyse begonnen werden. Das ist die Basis für lösungsorientierte Kommunikation.
Was ist Realität und was kann ich beeinflussen?
Am Anfang einer lösungsorientierten Handlungsweise steht zunächst einmal der „objektive“ Faktencheck. Was an der Situation ist unveränderbar? Was kann ich selbst beeinflussen? An einem Beispiel wird das deutlich :
Man stelle sich vor, man hat einen wichtigen Termin und auf dem Weg dorthin gerät man in einen Stau. Es ist sehr wahrscheinlich, dass man zu spät zu dem Termin kommt oder ihn gar ganz verpasst. In einem lösungsorientierten Denkmuster fokussiert man sich nun auf die Tatsachen und auf das, was man selbst beeinflussen kann. Andere Menschen würden sich an dieser Stelle vielleicht ellenlang über den Stau aufregen und über die „depperten Autofahrer“ schimpfen, die diesen Stau durch ihre Fahrweise verursacht haben. Man würde vielleicht auch über die Ursachen des Staus spekulieren (Unfall, Liegenbleiber, Gaffer, Baustelle – „diese Idioten mit ihren Baustellen – immer zur Ferienzeit!“). Doch all das ist nicht lösungsorientiert, weil ich die Tatsache eh nicht verändern kann. Die Leitfragen des Realitätschecks sind daher:
- Was ist Fakt und unveränderbar? Dann hake ich es möglichst schnell ab!
- Was kann ich an der Situation beeinflussen?
Wie kann ich das Problem konstruktiv lösen?
Was kann ich aus einer (negativen) Situation lernen?
Die positiven Folgen lösungsorientierter Kommunikation
Mehr Gelassenheit und Überblick
Langfristig mehr Gesundheit
Mehr Geschwindigkeit in Herausforderungen und Projekten
Zusammenfassung
- Lösungsorientierte Kommunikation führt sehr schnell und wirksam zu einer echten Lösung der Probleme. Man beschäftigt sich viel mehr mit dem, was geht. Das spart Zeit, weil man nicht ellenlang über das lamentiert, was nicht geht oder was an der Situation nun gerade ärgerlich ist.
- Lösungsorientierte Kommunikation hält gesund: Da der Körper im Lösungsmodus deutlich weniger Stresshormone ausschüttet und damit das Herz-Kreislauf-System belastet, ist das Denken und Handeln in Lösungen äußerst gesundsheitsfördernd. Das trifft im Übrigen auch auf den Gegenüber zu.