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Lösungsorientierte Kommunikation statt Probleme besprechen

Lösungsorientierte Kommunikation beginnt im Kopf
Wer lösungsorientiert denkt, kommuniziert und handelt, schont seine Gesundheit und ist darüber hinaus auch noch deutlich produktiver.
Lösungsorientierte Kommunikation bietet viele Vorteile: Man gelangt gemeinsam schneller zu einer Lösung eines Problems anstatt das Problem ausgiebig zu besprechen. Darüber hinaus schont es die eigene Gesundheit und die des Gegenübers. Es gibt vier Ebenen der Kommunikation, die näher vorgestellt werden.

Wer kennt das nicht: In Meetings oder privaten Unterhaltungen spricht man über vorhandene Probleme. Das, was nicht geht, was sich der Nachbar oder Arbeitskollege wieder mal erlaubt hat oder über das Ärgernis im Stau gesteckt zu haben und auf diese Weise ein wichtiges Meeting verpasst zu haben. Manche Unterhaltungen dieser Art werden erhitzt und ausgiebig zelebriert und am Ende hat man dann mal „richtig Dampf abgelassen“. Leider ist das Problem damit nicht kleiner, sondern tendenziell sogar größer geworden und die Lösung ist dabei auch nicht vom Himmel gefallen. Doch es geht auch anders.

Probleme nur besprechen und nicht lösen macht krank

Mittlerweile ist es medizinisch erwiesen: Wer immer wieder Probleme bespricht und nicht löst, wird davon auf lange Sicht krank. „Schuld“ daran ist unser Gehirn. Der Neurowissenschaftler Dr. Gerhard Bittner hat gemeinsam mit einem internationalen Team die Stresskette vom Gehirn in unseren Körper nachgewiesen. Die Quintessenz dieser Forschungen ist eine regelrechte Stresskette, die beim Probleme besprechen und wälzen in Gang gesetzt wird.

Die Stresskette im Körper

  1. Zunächst einmal empfängt unser Gehirn einen (negativen) Außenreiz.
  2. Sofort beginnt das Unterbewusstsein nach ähnlichen Situationen aus der Vergangenheit zu suchen und ruft diese aus dem Archiv ab. Dieser Vorgang wird uns in den wenigsten Fällen bewusst. Daniel Kahneman formuliert diese Assoziationskette wie folgt: „Eine Vorstellung, die aktiviert wurde, ruft nicht einfach nur eine andere Vorstellung wach. Sie aktiviert viele Vorstellungen, die ihrerseits weitere Vorstellungen evozieren. Außerdem werden nur einige wenige der aktivierten Vorstellungen bewusst registriert.“ (Schnelles Denken, langsames Denken, S.71)
  3. Nun wird es problematisch, denn die ähnlichen Situationen sind bei uns individuell mit Emotionen positiver wie negativer Art verkoppelt. Und auch diese Emotionen werden nun wieder ins Gedächtnis gerufen – und zwar unbemerkt.
  4. Die Emotionen sind mit dem damals wirksamen Hormonlevel, insbesondere bei Stressfaktoren mit Adrenalin verbunden. Das Gehirn schüttet nun wieder Stresshormone aus. Alleine die (unbewußte) Erinnerung reich aus.
  5. In Folge dessen fährt der Körper wieder auf Hochtouren: Die Herrzfrequenz und der Blutdruck steigen, die Organe werden entsprechend belastet. Das Immunsystem fährt runter.
  6. Die neue Erfahrung wird wiederum in das Gehirn-Archiv gespeichert, inkl. des Stresslevels und all der anderen negativen Emotionen.
Ein Teufelskreis ist in Gang gekommen, den es im Sinne des eigenen Wohlbefindens zu durchbrechen gilt.

Geteiltes Leid ist doppeltes Leid

Je mehr solcher negativer Erfahrungen man nun also macht, desto öfter belastet man seinen Körper. Es wäre also klüger und vor allem gesünder, seinem Mitmenschen den Frust zu ersparen und nicht einfach nur die Probleme bei anderen abzuladen. Aus Sicht de Lernpsychologie wird  jede Minute, in der wir uns mit Sorgen, Problemen und Nöten beschäftigen, im Langzeitgedächtnis für immer gespeichert. Diese Erfahrungen werden in der oben genannten Assoziationskette immer wieder unbewußt abgerufen. Auf diese Weise baut sich ein Art „Negativspeicher“ mit zunehmendem Alter auf, der uns nach und nach in der Lebensqualität beeinträchtigt.

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Dr. Bittner fasst diese Stresskette, die auch durch reines Problem erzählen entsteht, so zusammen: „Geteiltes Problem ist doppeltes Problem“.

Lösungsorientierte Kommunikation hält gesund

Die Frage ist nun, wie man diese Stresskette sinnvoll unterbricht. Die Antwort darauf lautet, so Bittner, lösungsorientierte Kommunikation und lösungsorientiertes Denken. Das beginnt bei einem selbst und geht durchaus auch mit einer Änderung der Einstellungen einher und lässt sich auch in der Praxis mit anderen (z.B. im Berufsleben) schnell umsetzen. Die folgenden Stufen lösungsorientierten Denkens wurden von Dr. Bittner und PointConsulting entworfen und ich möchte diese einmal kurz vorstellen.

Lösungsorientierung beginnt im Kopf

Der Mensch ist von der Evolution darauf getrimmt, schnell Gefahren zu erkennen. „Säbelzahntiger? Schnell weglaufen! Adrenalin in den Körper und los geht’s!“ Das Gehirn sucht aus Überlebenstrieb die Dinge, die gefährlich werden könnten und bewertet daher häufig die Umwelt nach negativen Aspekten.
Daher ist es nun empfehlenswert, diese Automatik im Kopf durch bewusstes Gegendenken umzulenken. Anstatt also nach dem Negativen einer Situation zu suchen, sollte mit einer sachlichen Analyse begonnen werden. Das ist die Basis für lösungsorientierte Kommunikation.

Was ist Realität und was kann ich beeinflussen?

Am Anfang einer lösungsorientierten Handlungsweise steht zunächst einmal der „objektive“ Faktencheck. Was an der Situation ist unveränderbar? Was kann ich selbst beeinflussen? An einem Beispiel wird das deutlich :
Man stelle sich vor, man hat einen wichtigen Termin und auf dem Weg dorthin gerät man in einen Stau. Es ist sehr wahrscheinlich, dass man zu spät zu dem Termin kommt oder ihn gar ganz verpasst. In einem lösungsorientierten Denkmuster fokussiert man sich nun auf die Tatsachen und auf das, was man selbst beeinflussen kann. Andere Menschen würden sich an dieser Stelle vielleicht ellenlang über den Stau aufregen und über die „depperten Autofahrer“ schimpfen, die diesen Stau durch ihre Fahrweise verursacht haben. Man würde vielleicht auch über die Ursachen des Staus spekulieren (Unfall, Liegenbleiber, Gaffer, Baustelle – „diese Idioten mit ihren Baustellen – immer zur Ferienzeit!“). Doch all das ist nicht lösungsorientiert, weil ich die Tatsache eh nicht verändern kann. Die Leitfragen des Realitätschecks sind daher:

  1. Was ist Fakt und unveränderbar? Dann hake ich es möglichst schnell ab!
  2. Was kann ich an der Situation beeinflussen?

Wie kann ich das Problem konstruktiv lösen?

Im nächsten Schritt eines lösungsorientierten Handelns und Kommunizierens geht es um die konstruktive Problemlösung. Hat man im Realitätscheck erkannt, dass man bestimmte Teile der Situation verändern kann, geht es zur Lösungssuche. Im o.g. Beispiel mit dem Verkehrsstau könnte ich z.B. zum Telefon greifen und meinen Gesprächspartner über die Verspätung informieren. Gegebenfalls kann ich auch schon einen Ersatztermin festmachen oder den Termin telefonisch durchführen. Das ist  lösungsorientierte Kommunikation und daher sehr effektiv und effizient. Ich könnte auch überlegen, ob ich eine Umleitung fahren kann oder ob ich die Zeit für weitere Telefonate oder ein Hörbuch nutzen kann, um mich weiterzubilden.

Was kann ich aus einer (negativen) Situation lernen?

Die Frage „Was kann ich aus der Situation lernen?“ geht noch einmal weit über die eigentliche Lösungssuche hinaus. Hier geht es um die zukünftige verbesserte Lebensperspektive. Alleine durch die Fragestellung kann ich nahezu jeder noch so negativen Situation auch etwas Positives abgewinnen. Ich kann mich auch auf meine Stärken besinnen und mich fragen, wie ich diese durch die Situation weiter stärken kann. Ich kann auch zu dem Ergebnis kommen, bestimmte Dinge eben nicht mehr zu machen oder zukünftig anders zu machen. In dem Beispiel mit dem Verkehrsstau könnte das z.B. so aussehen: „Ich habe daraus gelernt, noch früher loszufahren.“ oder „Das nächste Mal lege ich mir Alternativrouten zurecht“. Auch könnte ich daraus lernen, dass ich die Zeit durchaus sinnvoll nutzen kann – z.B. indem ich andere Telefonate führe oder mein Wissen bei einem Hörbuch erweitere.

Die positiven Folgen lösungsorientierter Kommunikation

Lösungsorientiertes Denken und Handeln bringt viele Vorteile – berufliche wie persönliche. Zunächst einmal hat diese Lebenseinstellung positive Aspekte auf die eigene Gesundheit.

Mehr Gelassenheit und Überblick

Sichtbar wird dies unter anderem durch eine höhere Gelassenheit und Ruhe – auch bei vermeintlich schwierigen Situationen oder einer Vielzahl von Problemen Herausforderungen. Durch die Fokussierung auf Lösungen wird erkannten Problemen sofort der Schrecken genommen – zumal wenn man die Einstellung hat, dass es immer eine Lösung gibt. Auch wenn die Lösung vielleicht nicht sofort zu sehen oder zu erreichen ist, reicht alleine das Denken in Lösungen, um ein positives und eigenbestimmtes Grundgefühl zu erzeugen.
Die Suche nach einer Lösung, die ich selbst beeinflussen kann, erhöht die eigene Selbstwirksamkeit – ein wichtiger Faktor für das eigene Wohlbefinden.

Langfristig mehr Gesundheit

Wer in Lösungen denkt, durchbricht die oben beschriebene Stresskette. Der Körper wird nicht andauernd auf hohen Drehzahlen gefahren. Dadurch sinken die Risiken für Herzinfarkte, Schlaganfälle und andere stressbedingte Erkrankungen. Menschen, die sich mehr oder wenig ständig über das Fehlverhalten anderer Personen aufregen und zu cholerischem Verhalten tendieren, leben einfach ungesünder – und ggf. auch einfach kürzer.

Mehr Geschwindigkeit in Herausforderungen und Projekten

Durch die Konzentration auf die Lösungen wird sehr viel Zeitverschwendung – insbesondere im Berufsleben – vermieden. Anstatt die (umveränderbare) Situation zu bejammern und sich in allgemeiner Unzufriedenheit über „die da oben“, „typisch die IT-Abteilung“ oder „wie denken die sich das eigentlich“ zu üben, kommt man schnell zum Ergebnis und steigert so ganz nebenbei seine eigene Zufriedenheit (und die der Kollegen). Das ist natürlich ein nicht zu verachtender, wirtschaftlicher Faktor. Auf diese Weise können lösungsorientierte Mitarbeiter bis zu eine Stunde pro Tag produktiver sein, als andere Kollegen.

Zusammenfassung

  • Lösungsorientierte Kommunikation führt sehr schnell und wirksam zu einer echten Lösung der Probleme. Man beschäftigt sich viel mehr mit dem, was geht. Das spart Zeit, weil man nicht ellenlang über das lamentiert, was nicht geht oder was an der Situation nun gerade ärgerlich ist.
  • Lösungsorientierte Kommunikation hält gesund: Da der Körper im Lösungsmodus deutlich weniger Stresshormone ausschüttet und damit das Herz-Kreislauf-System belastet, ist das Denken und Handeln in Lösungen äußerst gesundsheitsfördernd. Das trifft im Übrigen auch auf den Gegenüber zu.