Neulich hat sich DER SPIEGEL in seinem Titel mit dem Thema Zeit beschäftigt. Unter dem Titel „Der Uhr-Mensch“ ging es um die stete Beschleunigung der Lebenswelt und der Frage wie wir – zum eigenen Wohle – wieder mehr Entschleunigung erreichen können. Das führte mich zu der Frage, ob und wie man eigentlich „Zeit sparen“ kann.
Zeit sparen
„Sparen“ – Im finanziellen Sinne bedeutet dieses Wort unter anderem, dass man Geld nicht jetzt ausgibt, sondern für einen späteren Zeitpunkt aufbewahrt und dann erst nutzt. Kann ich das mit Zeit auch? Ich verbrauche heute weniger Zeit und kann diese dann später abrufen? Diese Vorstellung hat etwas von Terry Pratchetts Scheibenwelt: TOD holt Rincewind ab und dieser zückt ein Sparbuch mit gesparter Zeit. Die nicht vorhandene Mimik des Schnitters spottet beim Anblick dieser Situation jeder Beschreibung. Das war es dann für TOD, er packt sein Stundenglas wieder ein und reitet von dannen. 😉
Also so lässt sich Zeit nicht sparen. Das Wort „sparen“ hat ja noch eine andere Bedeutung: Im Sinne von „weniger verbrauchen“. So kann ich ja für eine aktuell anstehende Tätigkeit weniger Zeit aufwenden und die „übrige“ Zeit mit angenehmeren Dingen verbringen. Das funktioniert nur, wenn ich es schaffe, diese weniger verbrauchte Zeit relativ bald für andere Dinge zu nutzen. Ansonsten habe ich das Dilemma von oben: Zeit kann ich nicht auf einem Konto sparen und zu einem viel späteren Zeitpunkt verbrauchen. Ein Beispiel: Ich wende durch effizientes Arbeiten 15 Minuten weniger für E-Mails auf und kann mich dann dementsprechend 15 Minuten länger im Anschluss mit einer Projektkonzeption befassen. Schwierig wird es jedoch, wenn man vier Wochen täglich 15 Minuten Zeit einspart und diese dann am Ende des Monats gebündelt nutzen möchte, z.B. um einen Tag Workshop zu machen. Wer das so schafft, möge mich bitte in dieses Geheimnis einweihen.In einem Punkt lässt sich übrigens ganz wunderbar Zeit sparen: Wer beim Tanken 30 Minuten bei der vermeintlich günstigsten Tankstelle wartet, um im Endeffekt 1,80 Euro zu sparen, sollte sich ernsthaft fragen, ob die eigene Zeit nur 3,60 Euro pro Stunde wert ist. Meine ist definitiv mehr wert!
Zeit verdichten
Sparen im finanziellen Sinne lässt sich Zeit also nicht wirklich. Ich kann meine verfügbare Zeit jedoch auf die o.g. Weise verdichten: Gerade indem ich weniger Zeit für eine Tätigkeit aufwende, kann ich im direkten Anschluss einer anderen Tätigkeit nachgehen. Dadurch schaffe ich natürlich mehr. Ich steigere meine Produktivität. Ich persönlich halte sehr viel von sinnvollen Methoden, die eigene Produktivität zu steigern. Bei mir sorgt das nämlich direkt auch für mehr Zufriedenheit und Gelassenheit. Frei nach dem Motto: „Work smarter, not harder.“ Bewährte Tools und Methoden sind z.B. das Mindmapping, GTD (Getting Things Done) und Pomodoro. Das ganze nützt natürlich nur etwas, wenn man
- die verfügbare Zeit nicht mit Facebook und ähnlichem vertüdelt und
- auch diesen höheren, produktiven Zeittakt nicht durch vermeintlich produktives Multitasking wieder vergibt.
Sich Zeit nehmen statt Zeit zu haben
Meine Erfahrung mit dem richtigen Zeitumgang ist die, sich Zeit zu nehmen. Nach dem Zitat von Zig Zigler:
„Lack of direction, not lack of time is the problem. We all have 24 hours a day.“
sollte sich jeder fragen, ob man sich für die richtigen und wichtigen Dinge genügend Zeit nimmt. Dahinter steht die für den ein oder die andere vielleicht unbequeme Frage, was den eigentlich wichtig im Leben sei. Das wird für jeden anders sein. Hier fängt es also mit dem Zeitnehmen an: „Wofür hätte ich eigentlich gerne Zeit?“ Das funktioniert im Alltäglichen eigentlich recht einfach. Es ist zwar interessant, auf Facebook das neueste Selfie von Bekannten zu bewundern. Ist es aber auch wichtig? Und schon ist wieder mehr Zeit für die richtigen Dinge da. 🙂 Wer sich auch für Freunde und Familie wieder mehr Zeit zu besonderen Anlässen wie Geburtstagen nehmen möchte, findet z.B. auf der Seite Zeit-statt-Zeug gute Ideen, wie man mehr Zeit verbringt anstatt Zeug zu kaufen.