Tiere und Pflanzen im Watt

Amerikanische Schwertmuschel – ein typischer Vertreter der Tiere und Pflanzen im Watt (in diesem Fall Tierwelt).

Tiere und Pflanzen im Wattenmeer – die Nordsee bietet einen phantastischen Lebensraum, den man selbst entdecken kann. Wer mit offenen Augen am und im Wattenmeer rumläuft, wird neben den allseits bekannten Tieren wie Wattwurm, Herzmuschel oder Strandkrabbe viele weitere Lebewesen entdecken. Vom Bäumchenröhrenwurm bis zur Ohrenqualle ist alles dabei.

Lebensraum Wattenmeer

Das Wattenmeer an der Nordseeküste ist ein einzigartiger Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen. Ein Wattenmeer zeichnet sich durch ein zeitweises Trockenfallen des Meeresbodens aus (während der Ebbe) – hervorgerufen durch die Gezeiten. Dadurch lagern sich immer wieder nährstoffreiche Sedimentschichten ab. Neben vielen spezialisierten Arten, die nur im Wattenmeer der Nordsee vorkommen, dient das Wattenmeer auch als Rast- und Brutgebiet für viele Zugvögel.

Der Lebensraum Wattenmeer am Leuchtturm Westerhever an der Nordseeküste Schleswig-Holstein. Die trockengefallenen Salzwiesen dienen als Lebensraum für viele Pflanzen und Tiere.

Das Wattenmeer als Lebensraum umfasst jedoch nicht nur das umspülte Watt selbst, sondern auch die angrenzenden Gebiete wie Salzwiesen oder andere Bereiche, die z.B. nur bei Springtiden überflutet werden. Hier siedeln sich dann auch festere Pflanzen wie z.B. der Queller an.

Lebensraum für Tiere und Pflanzen im Watt

Insgesamt sollen bis zu 2.500 marine und bis zu 2.300 teilweise landgebundene Lebewesen im Wattenmeer ihr zu Hause haben. Einige von ihnen kommen so zahlreich vor, dass man ihnen auf Spaziergängen und Wattwanderungen immer wieder begegnet.

Tiere im Wattenmeer

Bäumchenröhrenwurm

Schill-Röhre des Bäumchenröhrenwurms. Diese sieht man häufig bei ablaufendem Wasser.

Der Bäumchenröhrenwurm (Lanice conchilega) ist sehr verbreitet im Wattenmeer und wird bis zu 9 cm lang. Häufig sieht man am und im Sandwatt seine Schill-Röhre. Diese Röhren können bis zu 40 cm lang werden. Bei Ebbe kann man besonders in den Rippelmarken bewohnte Röhren entdecken. Diese stecken im Sand und typisch sind die kleinen Ästchen, die am Ende der Schill-Röhre zu sehen sind. Im Spätsommer sind die Vorkommen des Röhrenwurms am größten. Diese Art von Wurm kann bis zu drei Jahre alt werden (vgl. Schutzstation Wattenmeer)

Bäumchenröhrenwurm im Sandwatt – gut zu erkennen: die kleinen Ästchen.

Herzmuschel

Die Herzmuschel ist in der Nordsee weit verbreitet. Die Klappen sind gleichartig und weisen ungefähr 25 Rippen bei kleiner bis mittlerer Größe auf. Herzmuscheln kommen am Gezeitenrand bis in ca. 100 Meter Wassertiefe vor und ernähren sich von Plankton. Herzmuscheln dürfen natürlich in keinem Sammeleimer fehlen und werden häufig zu Dekorationszwecken verwendet – besonders von wissbegierigen Kindern. 🙂

Lebende Muscheln kann man mit einem einfachen Trick wie ein Seevogel aus dem Watt holen: Lauft einfach mit den Füßen eine zeitlang auf der gleichen Stelle im Watt. Dadurch wird der Boden dort matschiger und die tiefer liegenden Muscheln kommen zu Tage. Achtung: Bitte die lebenden Muscheln nur ansehen und auf keinen Fall mitnehmen.

Herzmuschel-Klappen – die Herzmuschel ist ein typischer Vertreter der Tierwelt und zahlreicher Bewohner der Nordsee. Im Watt findet man dann häufig die leeren Schalen.

Ohrenqualle

Kleine Ohrenquallen, die zu tausenden an den Strand gespült wurden. Die ausgewachsenen Exemplare sind häufig handtellergroß.

Die Ohrenqualle ist leicht an ihren vier kreisförmigen, meist braun-roten Geschlechtsteilen zu erkennen. Meist sieht man sie platt auf dem Strand liegen. Die Eleganz zeigt sich erst im Wasser, wenn sie sich von der Strömung treiben lassen. Der Schirm der ausgewachsenen Ohrenqualle hat einen Durchmesser von ca. 20 bis 30 cm. Die Ohrenqualle besteht zu über 98% aus Wasser. Die Ohrenqualle ist nicht zu verwechseln mit der Gelben Haarqualle, die umgangssprachlich auch Feuerqualle genannt wird. Letztere kann auch für Menschen sehr unangenehm werden, da die Nesseln die Haut durchschlagen können und verbrennungsähnliche Symptome hervorrufen können.

Amerikanische Schwertmuschel

Amerikanische Schwertmuschel – ein Einwanderer der Nordsee

Die amerikanische Schwertmuschel ist – wie der Name schon sagt – ein Einwanderer im Wattenmeer. In den 1970er Jahren wurde diese Muschelart wahrscheinlich über Ballasttanks eingeschleppt. Mittlerweile ist sie so häufig zu finden, dass man schon fast an eine „heimische“ Art denken könnte. In der Nordsee wird die Muschel bis zu 17 cm lang.

Wellhornschnecke

Von der Wellhornschnecke sieht man im Watt meistens die auffällig weißen Laichballen. Die Wellhornschnecke selbst lebt in den tiefer liegenden Wattbereichen oder Prielen und ist damit für die meisten Menschen am Strand nicht sichtbar. Die Schnecke selbst kann bis zu 12 cm lang werden. Wellhornschnecken können bis zu 15 Jahre alt werden und sind getrenntgeschlechtig. Sie ernähren sich als Fleischfresser von Aas und erbeuten kleine Krebse, Muscheln und Würmer.

Laichballen der Wellhornschnecke im Watt

Strandkrabbe

Die gemeine Strandkrabbe stammt ursprünglich aus atlantischen Gefilden, ist nun jedoch ein häufiger Bewohner der Nordsee.

Die gemeine Strandkrabbe ist wohl die verbreiteste Krabbenart im Wattenmeer und ist ein echter Allesfresser. Der Panzer macht bis zu 40% des Gesamtgewichts der Krabbe aus. Die Scheren am Kopfende der Krabbe dienen sowohl als Hilfsmittel für den Beutefang, z.B. um Muscheln zu knacken als auch als Verteidigung gegen die zahlreichen Freßfeinde der Strandkrabbe, wie z.B. Seevögeln. Strandkrabben sind in der Lage, bei Gefahr Extremitäten abzuwerfen (z.B. gepackte Zangen). Diese wachsen dann später wieder nach. Im Sozialverhalten sind diese Bewohner des Wattenmeeres überwiegend aggressiv. Treffen zwei Tiere aufeinander, kommt es nicht selten zu Kämpfen bis hin zu Kannibalismus.

Strandkrabbe im Wasser eines Priels bei Ebbe. Priele bieten einen guten Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen im Watt

Pectinaria (Köcherwurm)

Diesen komischen Gesellen habe ich am Strand von Sankt Peter-Ording gefunden. Die „normalen“ Strandführer-Bücher haben darüber leider keine Auskunft gegeben. So habe ich einfach mal beim Institut für Biologie und Umweltwissenschaften der Universität Oldenburg angefragt. Die haben mir den entscheidenden Tipp gegeben. An der deutschen Nordsee kommen drei Unterarten des Köcherwurms vor: Pectinaria koreni mit einer leicht gebogenen Röhre aus feinem Sand, P. auricoma mit einer stark gebogenen Röhre (hier auf dem Foto wohl daher eher nicht zu sehen) sowie P. belgica mit einer geraden Röhre. Der Köcherwurm wird ca. zwei bis drei Zentimeter lang und ist relativ dick.

Pectinaria Köcherwurm. Es gibt an den norddeutschen Küsten drei Arten: Pectinaria koreni (Röhre leicht gebogen), P. auricoma (Röhre deutlich gebogen) und P. belgica (gerade Röhre). Dieser Köcherwurm ist nicht ganz so häufig im Watt zu finden.

Das gewöhnliche Petermännchen

Das gewöhnliche Petermännchen kommt auch in der Nordsee vor.

Das gewöhnliche Petermännchen (Trachinus draco) ist ein am Boden lebender Fisch, welcher sich gerne im Sand eingräbt. Sein Lebensraum umfasst auch die Nordsee. Der Fisch wird zwischen 20 und 30 cm lang und ist bekannt wegen seiner giftigen Stacheln an der ersten kleineren Rückenflosse sowie den Kiemendeckeln. Das Petermännchen hat an den Flanken eine blaue Zeichnung und einen unterständigen Kiefer, d.h. der Unterkiefer ist länger als der Oberkiefer.

In der Sommerzeit zieht es das Petermännchen bis in Wassertiefen von 5 bis 15 Metern. Dort gräbt es sich gerne im Sand ein, um auf Beute zu lauern. Für Badegäste besteht in der Regel keine Gefahr. Das Gift des Petermännchens ist zwar sehr schmerzhaft und unangenehm, in der Regel jedoch nicht tödlich.

Pflanzen im Wattenmeer

Blasentang

Der Blasentang gehört zu den Braunalgen und findet sich  vor allem an Muschelbänken und Mauern. Namensgeber sind die Gasblasen, die der Alge im Wasser Auftrieb geben.

Blasentang im Watt. Diese Pflanze findet sich häufig im Watt und bietet vielen Tieren Nahrung.

Queller

Der Queller ist eine dickfleischige Wattpflanze, der als Erstbesiedelung von Wattflächen häufig zu finden ist. Dabei gehört die Pflanze zu den Salzwiesengewächsen. Er ist ohne Salzzufuhr dauerhaft nicht lebensfähig. Durch den hohen Salzgehalt in der Pflanze werden Queller in der Regel nicht älter als sechs Monate. Dann stirbt die Pflanze.

Queller im Wattenmeer – eine Pflanzenart, die sich häufig als erstes auf Wattböden ansiedelt.

Weiterführende Literatur